A Model: Prelude

A Model ist eine Ausstellung, die eine Reflexion über die Rolle des Museums zu Beginn des 21. Jahrhunderts präsentiert. Sie bekräftigt die Notwendigkeit, die Institution als lebendigen Ort zu betrachten, der sensibel und aufgeschlossen für zeitgenössische Debatten ist und dessen Aufgabe über den Status eines bloßen Ausstellungsraums hinausreicht. A Modelerwägt die Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn Museumssammlungen als aktive und performative Umgebungen neu konzipiert werden, anstatt nur als zeitlose Aufbewahrungsorte für Objekte verstanden zu werden.

In A Model geht es um das Potenzial der Kunst, einen entscheidenden Einfluss auf die Welt auszuüben, und darum, wie Künstler ihr Engagement für dieses Potenzial durch ihre Arbeit zum Ausdruck bringen. Auch wenn die Vision eines Künstlers subjektiv, individuell und persönlich ist, sind Kunstobjekte bzw. Manifestationen der künstlerischen Vision doch wesentliche Formen der Kommunikation. Die Vorstellung vom Museum als statischem Archiv – ein Konzept, das aus der Aufklärung stammt – wird im heutigen kulturellen Kontext, in dem zeitlich begrenzte, ereignisbasierte und experimentelle Kunstwerke, Ausstellungen und Erfahrungen Teil der institutionellen Sprache sind, auf den Kopf gestellt.

Das Museum muss gesellschaftliche Veränderungen berücksichtigen und als selbstverständlich erachtete Vorstellungen überdenken. Heutzutage verändert sich die Museumslandschaft: die Bandbreite reicht dabei von einem neuen Ansatz für Diversität innerhalb der Institutionen bis hin zum Hinterfragen bestehender und tief verankerter Narrative und dem Umschreiben der Geschichte, um Kulturen bzw. künstlerische Praktiken, die bisher übersehen oder ignoriert wurden, neu zu etablieren. Die Pandemie hat in den letzten Jahren auch das Verhalten verändert: Die Rückkopplungsschleifen der sozialen Medien und die sich ständig verbessernden visuellen Technologien erweitern unser Verhältnis zu Informationen und der Realität der Welt, in der wir leben.

Dieser Drang, sich selbst zu überdenken und neu zu erfinden, ist in der Entwicklung des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst nichts Neues. Diese Ausstellung wurde zum Teil durch das Projekt des Künstlers und Aktivisten Palle Nielsen inspiriert, die den Titel Modellen  En model för ett kvalitativt samhälle (Das Modell  Ein Modell für eine qualitative Gesellschaft) trug. Es wurde 1968 im Moderna Museet in Stockholm präsentiert, das damals von Pontus Hultén geleitet wurde, der zu seiner Zeit maßgeblich zur Neudefinition des Museums beigetragen hat. Nielsens Projekt bestand darin, einen Abenteuerspielplatz innerhalb des Museums zu installieren, der für alle Stockholmer Kinder frei zugänglich war und eine breite Palette von Spielfunktionen und Aktivitäten bot. Er war drei Wochen lang geöffnet und lockte mehr als 33.500 Besucher an, darunter 20.000 Kinder (Erwachsene zahlten den normalen Eintrittspreis).

A Model greift den belebenden Geist dieses Projekts auf, indem es das Engagement des Museums für zeitgenössische Kunst erneuern möchte. Es markiert den Beginn eines neuen Denkens über die Art und Weise, wie Kunst präsentiert und betrachtet wird, indem es die Mudam-Sammlung als Ausgangspunkt einer temporären Ausstellung verwendet. Letztere vereint ca. zehn Künstlerinnen und Künstler, die eingeladen wurden, neue Auftragsarbeiten zu konzipieren, die von Werken aus der Sammlung inspiriert sind und mit diesen in Dialog treten, und deren Arbeiten die Institution Museum und die heutige Gesellschaft kritisch beleuchten. A Model ist ein Zeugnis für die Rolle, die Kunstschaffende bei der Gestaltung des kollektiven Bewusstseins spielen, und für den Einfluss, den sie auf die Entwicklung eines modernen Kunstmuseums hatten.

Die Ausstellung wird vom 1. Dezember 2023 bis zum 8. September 2024 zu sehen sein. Sie ist in drei unterschiedliche Zeitabschnitte gegliedert, beginnend mit A Model: Prelude – Rayyane Tabet. Trilogy, gefolgt von A Model, das sich ab Anfang 2024 über zwei ganze Etagen des Museums erstrecken wird, und abschließend A Model: Epilogue  Jason Dodge.

Als Auftakt zur Ausstellung A Model erhielt Rayyane Tabet völlig freie Hand, ein ortsspezifisches Projekt für den Henry J. and Erna D. Leir Pavilion zu entwickeln.

Das Werk des gelernten Architekten basiert auf der Analyse und dem Verständnis von soziokulturellen Zusammenhängen. Seine Arbeiten verbinden historische mit subjektiver Erinnerung, um eine alternative Lesart zum offiziellen Narrativ seines Untersuchungsgegenstandes zu entwickeln und ihn für neue Bedeutungen zu öffnen. Rayyane Tabet misst den Räumen, in die seine Projekte eingebettet sind, ebenfalls große Bedeutung bei. Die Artikulation seiner Installationen im Ausstellungsraum berücksichtigt den historischen Rahmen der Architektur, wodurch ihre Besonderheiten ebenso wie ihre Widersprüche sichtbar werden.

Als Reaktion auf die Einladung hat der Künstler Trilogykonzipiert, eine Installation, die sich vor dem Hintergrund von drei entscheidenden Epochen der Zeitgeschichte entfaltet. Die Zwischenkriegszeit wird durch die Präsentation von Elementen aus einem Raum des Sanatorium Paimio von Alvar Aalto, einem zentralen Werkensemble der Mudam-Sammlung, heraufbeschworen. Dieses zwischen 1930 und 1933 entworfene Möbelstück ist ein Sinnbild für die funktionalistische Forschung und die humanistische Denkweise des Architekten, der es so gestaltet hat, dass es durch seine vielfältigen Funktionen zum Wohlbefinden und sogar zur Rehabilitation der Bewohner beiträgt.

Der Künstler lässt auch die Zeit Revue passieren, in der das Mudam-Gebäude entstand, ebenso wie andere Werke des Architekten Ieoh Ming Pei: die Pyramide des Louvre in Paris und der Anbau des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Es handelt sich um Architekturen ihrer Zeit, die sich durch große verglaste Flächen auszeichnen, transparent und offen nach außen – sie dienen als Metaphern für den Wendepunkt in der Geschichte, der durch den Zusammenbruch der Sowjetunion zu Beginn der 1990er-Jahre herbeigeführt wurde.

Nach demselben Prinzip der Verbindung von Erinnerungen und materiellen Formen sind die Fenster, die die Fußgängerbrücke zum Pavillon einrahmen, mit lichtdurchlässigen Vorhängen verkleidet, ähnlich denen, die die Großeltern des Künstlers in den 1950er-Jahren in ihrer Wohnung in Beirut anbrachten. Die Inneneinrichtung so zu gestalten und das Licht hereinzulassen, war typisch für eine von Fortschritt und Wohlstand geprägte Zeit. Im Gegensatz dazu ist das Glasdach des Pavillons vollständig mit einer blauen Folie bedeckt, die den Himmel unsichtbar macht und Aaltos Möbel dauerhaft in ein Abendlicht taucht. Rayyane Tabet ließ sich dabei von der Zivilbevölkerung Beiruts inspirieren, die während des Sechs-Tage-Krieges 1967 die Fenster ihrer Häuser und sogar die Scheinwerfer ihrer Fahrzeuge mit dunkelblauer Farbe überdeckte, um nicht gesehen zu werden.

Zu guter Letzt verweist Rayyane Tabet auch auf die Explosion, die sich am 4. August 2020 im Hafen von Beirut ereignete, indem er ein Werk konzipiert, das aus Karaffen besteht, die ihrerseits aus vor Ort geborgenen Glasfragmenten hergestellt wurden. Damit erschafft er eine Möglichkeit, sich eine Art symbolische Reparatur vorzustellen.

Nützliche Informationen

Adresse

Mudam Luxembourg – Musée d'Art Moderne Grand-Duc Jean
3 Park Dräi Eechelen
L-1499 LUXEMBOURG

Preise

Erwachsene, Adults, Adultes 8 €
Mittwochs 18h00–21h00, Wednesday 18h00–21h00, Mercredi de 18h00–21h00 0 €
– 26 Jahre, Gruppen (Min. 15 Personen), – 26 years & groups (min. 15 persons), – 26 ans & groupes (min. 15 personnes) 5 €
Kulturpass, Kulturpass, Kulturpass 0 €
– 21 Jahre, – 21 years, – 21 ans 0 €
Studierende – 26 Jahre, Students – 26 years, Étudiant·e·s – 26 ans 0 €

Karte

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